Ein Musiktheater-Projekt von Alexandra Prusa
1935 – eine arme junge Frau aus dem Bergdorf Rueras im Vorderrheintal emigriert nach Buenos Aires, überlebt knapp das höllische System der Zwangs-Prostitution, dem dort mittellose, alleinstehende Frauen aus Europa quasi ausnahmslos unterworfen werden, steigt zum Tango-Star auf und kehrt schlussendlich ins kriegsgeplagte Europa zurück, wo sie in Genua ein neues Leben beginnt.
Die Schweizer Schauspielerin und Medien-Künstlerin Alexandra Prusa, die 1983 mit ihrem ersten Theaterprojekt Tango Palace den Tango im nördlichen Europa zurück auf die Bühne und damit ins Bewusstsein brachte, fand in Bündnerischen Archiven Tagebuchaufzeichnungen einer jungen Frau aus Rueras bei Sedrun, die 1935 nach Argentinien emigrierte.
Die harten Schilderungen eines noch nicht 100 Jahre zurückliegenden Emigrantinnen-Schicksals inspirierte sie dazu, einen Facts+Fictions-Text zu schreiben, in welchem sie ihr ganzes Wissen um die Entstehung der argentinischen Tango-Kultur und der damit verbundenen Kondition der immigrierenden alleinstehenden Frauen in Buenos Aires einbringen konnte.
Mit Abrazo stellt Alexandra Prusa für die Dauer eines Theater-Abends die aktuelle Migrations-Diskussion auf den Kopf, denn die so schockierenden wie sinnreichen Erfahrungen der Melenita d’Oro, zu welcher die mutige Frau aus der Schweiz in der Fremde wird, führen klar und drastisch vor, dass das, was heute Frauen aus Afrika, Rumänien oder Moldavien bei uns widerfahren kann – im Schlechten wie im Guten – vor nicht einmal 100 Jahren einer Schweizerin passieren konnte.
Musik spielt nebst dem Tagebuch der Melenita die wichtigste Rolle bei Abrazo – der Tango, entstanden zu Anfang des 20. Jahrhunderts als Produkt der Migration in den Hafenquartieren von Buenos Aires. Die Quellen des Tango, dieser grossartigen Musik der Heimatlosen, reichen von Polnisch Galizien, über die alpenländische Volksmusik, Spanien, Süditalien bis hin zum Kongo. Im Delta des Rio de la Plata angekommen, vermischten sich diese Einflüsse zudem mit der Musiktraditionen der indigenen Bevölkerung. In der getanzten und – auch in unseren vier Landesprachen – gesungenen Interpretation von Alexandra Prusa, der bekanntesten Schweizer Tango-Interpretin mit russischen Wurzeln, schliesst sich der thematische und musikalische Kreis um den Erdball.
Reviews
«Sie erzählt so beschwingt von der Frühzeit des Tangos, dass man glaubt, seine Klänge zu hören.»
– Sonntags Blick
– Tangodanza
Alexandra Prusa
Text, Gesang, Tanz
Quartetto Javier Fernandez
Arrangements / Piano
Ariel Gutierrez
Tanz / Coreografie
Eine Projektbeschreibung und Bildmaterial kann für Medienzwecke heruntergeladen werden:
Abrazo – Tango des Überlebens (14MB)